Wir sind nicht allein
- EinfachGarten
- 6. Juni 2021
- 5 Min. Lesezeit
Über die täglichen, nützlichen Besucher in meinem Gemüsegarten.

Oft wenn Freunde zu besuch sind und durch meinen Gemüsegarten gehen, ist das Staunen groß. „Wunderbar, so schön und so vielfältig ist dein Garten. Und das alles machst du auch noch ganz allein.“
Das sind wohl die häufigsten Aussagen, die ich zu hören bekomme.
Wenn ich dann abends nochmal für mich durch den Gemüsegarten streife und mir alles ansehe, bemerke ich, dass ich oft gar nicht so allein bin wie immer alle denken.
Genau genommen gärtnere ich nämlich nie allein in meinem Gemüsegarten, denn jeden Tag kommen unglaublich viele Helfer in meinen Garten, um mir die Arbeit zu erleichtern. Natürlich kommen sie nicht einfach so, ich habe sie eingeladen. Und diese Einladung erneuere ich immer wieder.
Zuerst mal muss ich erklären, dass ich hier nicht von Personen spreche, die zu mir kommen und das Beikraut entfernen oder wässern.
Ich spreche von all den Tieren, die sich in meinem Grünen Lebensraum tummeln und mir dabei helfen meinen Garten mit Leben zu erfüllen und in einem guten Gleichgewicht zu halten.
Seit 3 Jahren nun ist unser Garten gänzlich auf Bio umgestellt. Kein Kunstdünger, keine Pestizide.
Ein guter Anfang und weiß Gott ein anstrengender Weg dahin. Denn jedes Problem, das vorher auftrat, war ganz einfach mit einem Mittelchen oder etwas Blaukorn schnell behoben. Ohne das alles kommt aber ein Kreislauf ins Rollen, der einen gerade am Anfang einfach mitzureißen droht.
Um die anfänglichen Schwierigkeiten eines biologischen Gemüseanbaus im eigenen Garten oder Balkon etwas abzufedern, lernt man mit der Zeit sich anderweitig Hilfe zu suchen. Also kümmern wir uns heute mal um die kleinen Helfer und schauen uns an, was wir tun können, um sie in unseren Garten zu locken und was sie brauchen, um dort auch verweilen zu wollen.
Eine neue Heimat bieten

Als wichtigste Voraussetzung ist es nötig, wie bereits erwähnt auf jegliche Art von Pestiziden zu verzichten. Keiner will schließlich dort wohnen, wo der Tod hinter der nächsten Ecke lauert.
Auch wenn es also Plagen von Blattläusen oder Kohlweißlings Raupen durch euren Garten zieht und die Verführung nun die chemische Keule auszupacken groß wird, reißt euch zusammen und haltet durch. Kein Marienkäfer und keine Hummel wird sich zu euch begeben, wenn der unverkennbare Geruch von Chemie in der Luft liegt.
Ähnlich verhält es sich mit Kunstdünger. Oft fressen Igel, Eidechsen oder sogar Haustiere von den Düngekugeln. Magenkrämpfe und Erbrechen sind häufig nur einige der Folgen für die Tiere. Bei größerer Menge sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden, um schlimmeres zu verhindern.
Nachdem das grundlegende nun geklärt ist, wenden wir uns nun einigen einzelnen Tierchen zu, deren Anwesenheit jedem Gärtner das Herz aufgehen lassen.
Marienkäfer
Der Klassiker! Als Kind habe ich es geliebt die kleinen Käfer über meine Hand laufen zu lassen. Heute ist das gar nicht mehr so oft der Fall. Marienkäfer sind wohl die beliebtesten Nützlinge, da sie und ihre Larven nicht nur eine Unmenge an Blattläusen vertilgen (ca.100.000 in einem Marienkäferleben) sondern auch noch wahnsinnig hübsch anzusehen sind.
Um Marienkäfer in den Garten zu locken, kann man speziell einige Gewächse anpflanzen. Dill, Ringelblume, Koriander, Rainfarn, Schafgabe, Fenchel und Minze sind nur ein paar davon. Wichtig um ihnen einen längerfristigen Lebensraum zu bieten ist es aber auch ihnen Möglichkeiten zu bieten, um gut über den Winter zu kommen. Laubhaufen, altes Holz, Reisighaufen und alles was geschützte Hohlräume bietet eignen sich hierfür besonders gut.
Florfliegen
Diese Insektenart hat man nicht immer gleich auf dem Schirm, da sie oft etwas unscheinbar sind und dadurch oft übersehen werden. Allerdings vertilgen sie mit knapp 500.000 Blattläusen in einem Lebenszyklus, keine geringe Menge an Schädlingen also. Auch sie lieben Pflanzen wie Dill, Fenchel oder Kümmel und lieben es in alten Laubhaufen geschützt die kalten Wintermonate zu verbringen.
Bienen
Kein Tier ist so wichtig für unser zukünftiges Überleben wie die Biene. Aber auch kaum ein Tier verzeichnet einen so starken Rückgang in seinem Bestand wie die heimische Honigbiene.
Natürlich ist es nicht jedermanns Sache sich nun ein Bienenvolk in den Garten zu stellen und dieses zu bewirtschaften, jedoch kann jeder mit einer Pflanzung von bienenfreundlichen Gehölzen dazu beitragen, den Bienen das Leben etwas zu verschönern.
Dazu zählen alle heimischen Gehölze. Weißdorn, Schlehen oder Wildrosen sind für alle mit einem großen Platzangebot ein Bienengarant. Für kleinere Gärten ist schon sehr viel mit Lavendel, Salbei, Fetthennen, Wildkräutern oder Schafgarben gewonnen.
Hummeln
Besser als die Bienen, sind sogar noch die Hummeln. Durch ihren Pelz geschützt ist es ihnen nämlich schon bei niedrigen Temperaturen möglich sich auf die Suche nach Pollen und Nektar zu machen und so schön früh im Jahr für Bestäubung zu sorgen. Auch gelangen sie oft durch ihren Körperbau an Pollen, die für Bienen nicht erreichbar sind und sorgen so für ein Fortbestehen der Artenvielfalt.
Blumen und Blüten, die eine offene Blüte (nicht zu stark gefüllt) haben, werden gerne von ihnen angeflogen. Auch auf Wildkräuter, blühenden Schnittlauch oder Distelgewächse sind sie sehr versessen. Für einen ruhigen Winterschlaf benötigen sie kleine Nischen in Steinhaufen, Spalten unter einem Holzhaufen oder ähnliche geschützte Orte.
Laufkäfer
Als nachtaktiver Schädlingsvertilger ist er nicht oft in Aktion zu beobachten. Auch sein dunkles Erscheinungsbild, erschwert es ihn bei der Arbeit zu beobachten. Schneckeneier, Kartoffelkäferlarven und Drahtwürmer sind nur einige seine Leibspeisen.
Holz -und Laubhaufen, als auch Hecken, Steinmauern und Bodendecker zählen zu seinen Behausungen und bieten ihm einen angenehmen Lebensraum.
Eidechsen und Blindschleichen
Zu meinen persönlichen Favoriten gehören ganz klar Reptilien, da sie sich meinem größten Feind im Garten-den Schnecken -verschrieben haben.
Eidechsen und Blindschleichen, sind grundsätzlich sehr treue Tiere. Haben sie einmal einen angestammten Platz in einem Garten gefunden, bleiben sie in der Regel diesem treu. (Es sei denn Katzen machen ihnen das Leben schwer) Ihr Lebensraum besteht aus Steinhaufen, Findlingen, Stein/Holzkombinationen, kleine Kiesgruben und Totholz. Da es sich hierbei um Reptilien handelt, die ihre Zeit oft gerne mit sich sonnen verbringen ist es ratsam solche Plätze immer südseitig auszurichten.
Igel
Auch er trägt maßgeblich zur Schneckenreduktion im Garten bei. Igel brauch vor allem Platz. Zäune beengen ihren Lebensraum. Hohe Wiesen, Reisighaufen, Laub und geschützte unterschlüpfe locken sie hingegen in den Garten.
Wer einen Igel im Garten haben möchte, sollte vor allem auf Rasenmähroboter verzichten. Auch von der Ausbringung von Schneckenkorn und Kunstdünger ist dringend abzuraten.
Vögel
Zu guter Letzt seien noch die gefiederten Freunde erwähnt, denn auch ihre Arbeit darf nicht unterschätzt werden. Vögel fressen hauptsächlich Insekten und zählen somit zu einem wunderbaren Nützling.
Hecken und Sträucher sind lebensnotwendig für sie. Neben einem reichen Angebot an Blumen, Insekten und Pflanzen haben sie auch gerne ein Badestelle in ihrer Nähe.

Wer nun etwas mit der Flut an Information überfordert ist, kann einfach auch ein gutes daran tun mit einem Insektenhotel einigen Tieren ein Obdach zu bieten.
Grundsätzlich gilt: ein aufgeräumter und sauberer Garten bietet nur selten Unterschlupf oder Überwinterungsmöglichkeiten für Tiere.
Ein Laubhaufen, der liegen bleibt, ein altes Stück eines Baumstammes oder auch ein Steinhaufen kann oft den entscheidenden Unterschied machen, bei der Auswahl des Lebensraums eines Tieres.
Ich hoffe ihr seit nun in Zukunft auch bald nicht mehr allein in eurem Garten und es surrt und brummt bei eurem abendlichen Gartenrundgang bald genauso um euch rum, wie es das bei mir tut.
Auf Instagram kannst du täglich mitlesen, was sich alles in meinem Gemüsegarten tut. Schau doch auch mal in meinem Garten vorbei.
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